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Lorena Spülbeck: „Ich möchte jungen Mädchen so früh wie möglich mitgeben, dass sie schon mit 16 ihre Businesses aufbauen und trotzdem einen ganz normalen Beruf erlernen können."


Apr. 30, 2021
Hallo Lorena, Palast der Löwin - eine ziemlich coole Sache. Wie kam es dazu?

Also es ist schon eine längere Idee von mir. Ich hab Sozialwissenschaften, Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften studiert, aber recht früh im Studium gemerkt, dass meine künstlerischen Ambitionen auch Raum brauchen. So habe ich eine Videoproduktionsfirma gegründet. Da ist mir aufgefallen, dass man immer sehr viele Menschen braucht, die man animieren muss bspw. einen Sound Engineer, eine Kamerafrau usw. Und weil das immer so viele Menschen sind, dacht ich mir, ist es am einfachsten, einen Raum zu haben, wo man alle zusammenbringt.

Nach meinem Studium - im Jahr 2011 - habe ich mich dann darauf vorbereitet nach Kap Verde auszuwandern - meiner Heimat mütterlicherseits. Währenddessen habe ich die Idee eines Creative Space immer weiterentwickelt um sie in Kap Verde zu realisieren. 2016 bin ich dann schlussendlich nach Simbabwe ausgewandert und von Simbabwe nach Kap Verde. Als ich dann doch zurück nach Deutschland bin, hab ich 2018 im dritten Anlauf diesen Creative Space in meiner Heimatstadt Bonn gegründet. In Deutschland ist es auch so, dass die staatlichen Förderungen unheimlich unterstützen können und auch die Strukturen andere sind. 

Stichwort Staatliche Förderung. Kannst du vielleicht kurz erläutern, wie sich der Prozess diesbezüglich dargestellt hat?

Kurz nach meinem Studium hatte ich mich aktiv in Afrikanische Diaspora Netzwerke eingebracht. Da habe ich Seminare in Portugal und Spanien besucht und unter anderem Abraham Nida - den Mitgründer von Migrafrica - kennengelernt. Und nachdem ich viele Jahre gereist und dann zurückgekommen bin, hat er gesagt "Okay, dann helfe ich dir jetzt und zeige dir den Weg, wie man eine Organisation in Deutschland aufbaut." Da er bereits eine Organisation aufgebaut hat, die 27 Mitarbeiter hat, kennt er alle Stolpersteine. Letztlich haben sie mich in allen Schritten begleitet - von der Vereinsgründung bis zur Förderung für Migrantenselbstorganisationen. So konnten sie mich strategisch an alle Startförderungen anbinden. 

Verstehe. Wann ist der Palast offiziell an den Start gegangen und wie hat sich die Raumsuche dargestellt?

Im Herbst 2018 habe ich den Verein gegründet. Ich hab dann ungefähr ein halbes Jahr Förderungen geschrieben und bin die ganzen bürokratischen Pflichten nachgegangen wie Konto eröffnen, beim Finanzamt Gemeinnützigkeit anfragen - man braucht da ganz viele Dokumente. Dann hab ich die erste Förderung bekommen, eine Anschubförderung. Wir haben dann erstmal etwas Geld gehabt aber noch viel zu wenig für eine Raummietung.

Dann hab ich noch eine weitere Förderung erhalten - für ein Afro Dance Kurs in Zusammenarbeit mit einer Freundin. Es hat schlussendlich über ein Jahr gedauert, bis ich dann endlich den Raum gefunden habe, der sehr zentral in Bonn und bezahlbar ist. Letztes Jahr im Februar habe ich den Raum bekommen und hab es dann zusammen mit den Frauen, die bereits aktiv im Verein waren renoviert.

Wie hat Corona eure Arbeit beeinflusst? 

In Zeiten, in denen wir sowieso schon in der kompletten Digitalisierung sind und auch ohne Corona nicht mehr so viel zusammenkommen und treffen, wollte ich einen Raum schaffen, wo wir wieder zusammenkommen und uns treffen. Und auch in unserer afrikanischen Identität - kulturellen Identität - ist die Gemeinschaft ein wichtiger Bestandteil unseres Seins. Und das wollte ich hier im Palast der Löwin aufleben lassen und durch Corona ist das natürlich erstmal am Pausieren - da brauchen wir noch - aber gleichzeitig sind wir auch alle Mütter. Das heißt, wir können sowieso nicht so schnell arbeiten, daher entlastet es uns auch, dass wir genügend Zeit haben, den Raum hier aufzubauen.

Wie kommt der Palast denn bei den Bonnern an? Oder anders formuliert, wie sind die Rückmeldungen bis dato.

Also es gibt zwei Gruppen, würde ich sagen. Die einen, die schon kreativ denken und künstlerisch und innovativ sind. Die sagen ja wir haben das gebraucht, diesen Raum, einen kreativen Raum. Und die anderen - wir sind ja nicht wie in Berlin, wo es unglaublich viele Räume schon gibt, wo so viele Galerien, Künstler sind. Bonn ist eine sehr konservative Stadt. Hier können nur die Reichen und Geld-Machenden, sich Räume leisten und so innovativ ist die Region hier halt nicht. Die, die schauen sich das an und finden es spannend. Sie sehen, das Design ist gut, aber die stehen dann noch mit Fragezeichen. Ja, das sind die beiden Gruppen, die es so sehen. Aber generell glaube ich, sind alle sehr interessiert. 

Welche Mission verfolgt ihr mit dem Palast?

Die Mission ist, Künstlerinnen, Kreative und Unternehmerinnen ein Raum zu geben, ihr Potenzial zu entfalten, ihre Ideen aufzuschreiben, mit Gleichgesinnten zu besprechen, weiter zu entwickeln, gemeinsam zu gründen und so auch gemeinsam zu wachsen. Sowohl für den Palast als auch für mich sind drei Werte sehr wichtig: Inspiration, Kreativität und Exzellenz und das sind Werte, die ich besonders in Afrika auf meinen Reisen gesammelt habe. Das man sich gegenseitig inspiriert, Komplimente gibt, lobt und die Großartigkeit der anderen Menschen sieht. Und diesem Raum möchte ich hier schaffen.

Gleichzeitig aber damit Resistenz ausübe gegen den üblichen deutschen Raum, der halt glaubt, dass Kritik ein hoher Wert ist, somit aber viele Träume und Potenzial im Keim erstickt werden in dieser Gesellschaft, obwohl Potenzial vorhanden ist. Manchmal reicht ein kleiner negativer Input das man fällt. Und in dieser Gemeinschaft hier im Palast der Löwin wollen wir uns gegenseitig in unserem Weg begleiten, stärken und immer wieder die Großartigkeit der anderen und der Afrodeutschen Gemeinschaft sehen. 

Würdest du dich selber als Afrodeutsch identifizieren? 

Für mich persönlich ist das der richtige Begriff, aber ich weiß, dass manche Schwestern und Brüder, sich nicht so benennen und sich nicht wohl damit fühlen. Ich bin kapverdisch-deutsch. Ich habe in verschiedenen Länder in Afrika gelebt und wenn ich hier in Deutschland bin, dann ist mein Gefühl zu anderen Afrikaner/innen sehr stark. Dennoch fühle ich mich hundertprozentig kap-verdisch und auch hundertprozentig deutsch. Dieses halb, halb ist etwas, womit ich mich nicht identifiziere.

Wie schätzt du die Relevanz der nächsten Generation frühestmöglich Business-Know-How mit auf dem Weg zu geben? 

Unternehmerische Kenntnisse an die nächste Generation so früh wie möglich weitergeben, finde ich unglaublich wichtig. Reiche Menschen denken anders als arme Menschen. Und wir müssen unseren Kindern installieren reich und in Potenziale zu denken. Ich möchte jungen Mädchen so früh wie möglich mitgeben, dass sie schon mit 16 ihre Businesses aufbauen und trotzdem einen ganz normalen Beruf erlernen können. Die jungen Millionäre das sind ja meistens auch irgendwelche Informatik Kinder, die schon mit 15, 16 Sachen aufbauen können, das hat ja nichts mehr mit dem Alter zu tun. Da können wir ganz viel überspringen und das müssen wir in den nächsten Generationen installieren.

Vielen Dank für deine Zeit.

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Ich frage mich immer, wie du es dir vorstellst. Du machst einen Masterplan. Du möchtest, dass wir gehen, „dein“ Land verlassen. In Züge und Flugzeuge steigen, unsere sieben Sachen packen. Und du stellst Regeln auf: Anpassung nur so, wie du es willst und brauchst. Erste, zweite oder dritte Generation egal, Hauptsache raus. Wie entscheidest du, wer geht oder bleibt? Wer Freund ist oder Feind? Nur deutsche Freunde? Nur reines Haus? Und du bleibst immer unter deinesgleichen, weil anders hältst du diesem Land nicht mehr aus? Du sprichst von Ideal und Herkunft, von Einheit und Identitätsbestärkung. Von Remigration und Afrika. Von „das geht nicht von heute auf morgen“, zu Zwang und mit zehnjährigem Plan und den richtigen finanziellen Mitteln ist das schon machbar. Du sagst: „Wir sind überall.“ Aber schallt es aus Behörden und politischen Mündern nicht schon seit Jahren immer wieder Einzelfall? Du kannst Konferenzen abhalten und über millionenfache, verfassungswidrige Abschiebungen philosophieren und am nächsten Tag wirst du auf die Straße gehen. Du kannst trotzdem in zahlreiche Unternehmen investieren, einkaufen, in den Bundestag spazieren - LEBEN - einfach so an der Polizei vorbeigehen und in weißen Mengen verschwinden - weil du nicht wir bist - du kannst Geschichte wiederholen. Genau dieselben Worte, ähnliche Intention. Du bist bekannt aber nicht jeder deiner Schritte wird beobachtet. Bei dir zückt niemand das Handy, du darfst Bücher veröffentlichen und wirst für deine Sichtweise am Ende noch belohnt. Ich frage mich verätzt dir deine Zunge, dreht sich dir der Magen um, wenn du von uns sprichst. Beherrschen wir deine Gedanken, bis das letzte Licht erlischt? Verfolgen wir dich in deinen Träumen, weil wir ja für all das schlechte in diesem Land verantwortlich sind? Denkst du, wir wissen nicht, wie du zu uns stehst? Wir werden immer hier sein, ob du willst oder nicht.
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Ich bin im kleinen Ort hier aufgewachsen, s o hat das natürlich noch eine größere Verwunderung ausgelöst, was der Nelson macht. Dies zieht sich bis heute noch ein bisschen durch. Heute sitzen manchmal 150 Leute vor mir. Das macht mich natürlich schon wahnsinnig stolz, wenn Leute da sitzen und sagen klasse was er macht. Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen? Finden die Trauungen fest an einer Location statt? Über die Location bin ich reingekommen, die vermittelt mich auch. Ich habe auch mit vielen Locations Kooperationen hier bei uns in der Gegend. Auch der ein oder andere Musiker fragt mich an oder umgekehrt, Kooperationen machen, Werbung füreinander, spricht sich natürlich rum. Mundpropaganda, sehr viel Mundpropaganda. Ja, wie mein Tag aussieht . Ich bin immer noch im Finanzbereich tätig und m ach SAP Anwendungsberatung für den öffentlichen Dienst. H alte ebenso Schulungen für die Stadtverwaltungen und Gemeindeverwaltungen hier in der Gegend in Baden-Württemberg. So sieht mein Alltag, also Montag bis Freitag aus. Am Wochenende sind dann meistens die Hochzeiten, Freitag oder Samstag, manchmal auch Sonntag. Meine Hauptlocation ist so frequentiert das auch manchmal Mittwochabends eine stattfindet. Ich ziehe mich dann im Geschäft oder zuhause im Homeoffice um und dann geht's auf die Hochzeit. Nach der Arbeit abends mache ich meis tens die Traugespräche. Normalerweise treffe ich mich mit den Leuten in Cafés. Die Paare kommen von überall her, manchmal auch von der Schweiz. Manchmal halt ich die Traugespräche auch per Videotelefonie ab, derzeit sicherlich nur per Videotelefonie und am Wochenende sind die Hochzeiten klar. Wie hat sich die Situation bzw. die Branche seit letztem Jahr verändert? Letztes Jahr war schon ein starker Einbruch. Vor allem während des ersten Lock Downs wars schon so, dass alle Hochzeiten auch ausgefallen sind. A b Juni gab es dann Lockerungen - sprich begrenzte Veranstaltungen und begrenzte Anzahl der Teilnehmer bzw. Gäste. Die Locations haben Hygiene Konzepte entwickelt, wobei ich sagen muss seit Herbst ist der Trend sicherlich wieder sinkend. Natürlich ist es ein absolutes Saisongeschäft. Die wenigsten heiraten im Dezember, Januar, Februar, da will fast keiner heiraten. D urch die Situation, da viele im Sommer und im Frühling abgesagt haben, wurden ebenso viele in den Herbst Dezember verschoben. Und die haben natürlich gedacht sie sind fein raus. Aber es sieht nicht danach aus. Ist es für dich vorstellbar die Tätigkeit als Freier Redner eines Tages hauptberuflich auszuüben? Die Gedanken sind schon da. Aber die Frage ist: Ich habe jetzt keinen Druck. Ich bin Alleinanbieter sag ich jetzt mal und die meisten heiraten dann doch am Wochenende. Was bedeuten würde das ich an einem Tag mehrere Trauungen machen müsste - ein ganz anderer Druck. Ich bin ein junger Kerl, meine Kollegen sind meistens älter und auch andere Typen. Ich geh meistens in die Gespräche und präsentiere den Nelson. Und wenn am Ende des Tages jemand sagt der Nelson ist ein Vollidiot - dann denke ich mir okay, dann halt nicht. Aber die Lockerheit hat man in der Regel nicht, wenn man davon abhängig ist. Und die will ich schon beibehalten. Ich hab eine Frau, ich hab eine kleine Tochter, da ist natürlich das Wochenende sowieso eigentlich heilig, wo ich noch nicht den Mehrwert sehe, von Freitag bis Sonntag nur auf Hochzeiten zu sitzen - w as ich machen müsste, wenn ich natürlich davon leben möchte. So kann ich mir das schön einteilen. Und den Spaß will ich mir noch beibehalten. Ich glaube Arbeit und Spaß ist ein schmaler Grat, jetzt habe ich noch Spaß dabei. Aber wenn man davon abhängig ist, ist es einfach die Arbeit. Vielen Dank für deine Zeit.
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Licht aus. Sie schaut sich um und sieht eine Welt, welche Kulturen völlig über den Kopf stellt. Eine Welt, welche Vorurteile und eigene Überzeugungen über die Wirklichkeit von Kulturen wählt. Ich schaue mich um und sehe, wie meine Hautfarbe seit meiner Geburt im Schatten der Gesellschaft liegt: Anders, nicht wie wir, nicht so schön – Begriffe, Aussagen und Meinungen sie hören nicht auf und so nimmt das „schlechte Bild“ des Schwarzen Mädchens ihren Lauf. Schwarz. Dunkelhäutig oder soll ich es eher farbig nennen? Die meisten von euch werden diese Bezeichnungen bestimmt kennen. Das ist meine Hautfarbe. Sie wird mit der Dunkelheit assoziiert. Faszinierend ist, wie sie trotz des Überstehens der Sklaverei, dennoch an Wert verliert. Heutzutage habe ich das Gefühl, dass die Stimme dieser Welt unsere Identität bestimmt - die wahre Schönheit und Bedeutung auf die Frage wer ich bin, wegnimmt. Identität. Wo fühle ich mich zuhause, wo gehöre ich hin? Diese Fragen können das kleine Mädchen plagen, welches vor einigen Minuten aufgrund ihrer Haare gemobbt wird. Gestoppt wird mitzuspielen, weil sie nicht dazugehört, anders ist, unveränderlich, nicht verständlich, einfach dunkelhäutig. Sie ist nicht gebräuchlich, wertlos – was passiert hier bloß? Respekt und Akzeptanz ist hier weit entfernt und so wird der Weg zur Selbstliebe erschwert. Ich denke, dass jeder das Recht hat seine eigene Meinung zu bilden. Seine individuellen Bilder von Menschen, Kulturen und Länder beliebig zu kreieren und zu ändern. Wir alle haben unsere Vorstellungen von bestimmten Kulturen und dies strahlen wir auch aus, geben uns als sogenannte Forscher und Wissenschaftler aus, die viel über das Land eines anderen wissen, manchmal auch ohne sich zu fragen: „Stimmt das denn auch?“ Ohne sich genau zu informieren, zu erkunden und schon sind die wahren Fakten verschwunden. Licht aus. Sie versteckt sich hinter zahlreichen Cremes, dieses weiße Gemisch, welches all ihre Bedenken erlischt. Jeden Monat einmal, hat Mama gesagt, und sie versprach, dass meine Haare dadurch gepflegter sind. Ein bewegtes Bild entwickelt sich – kein Bild der Einsamkeit mehr, sondern des Dazugehörens. Glatte Haare das ist der Trend, weil sie nun jeder als das „schöne Schwarze Mädchen“ kennt. Mit 14 fing alles an – jahrelang ein Kampf mit ihren Haaren, ein Kampf mit dem Bild, von dem ihr die Gesellschaft täglich erzählt und dieses Bild ständig vor ihren Augen auswählt: Anders, nicht wie wir, nicht so schön – Begriffe Aussagen, Meinungen – sie hören nicht auf und so nimmt das „schlechte Bild“ des Schwarzen Mädchens ihren Lauf. Jeden Tag eine neue Schicht, eine neue Sicht auf das Leben. Wann hört das auf, dieser ständige missbrauch ihrer Identität? Sie versteht die Welt nicht und ihr scheinbares Verständnis von Kultur. Sie will doch nur akzeptiert werden, so wie sie ist. So war meine Sicht, doch heute weiß ich, das bin nicht ich. Ich schlüpfe heraus aus meinem Versteck, denn das große Schwarze Mädchen ist ziemlich echt: Locken, glatt, braids or whatever. Ich selbst weiß es immer noch besser, ob meine Haare anstrengend in ihrer Pflege sind oder nicht. Und nein, du darfst sie nicht anfassen, sie sind nämlich einzigartig, wie sie sind. Keine Schande, Empörtheit oder Spielzeug mit dem zu spielen ist. Das ist meine Kultur, wunderschön und vielfältig. Ihre prachtvollen Farben erstrecken sich über 55 Länder hindurch. Jedes einzelne Land erzählt ihre eigene Geschichte, von Traditionen bis hin zu Stämmen und ihre Sprache. Von der Schönheit der Natur bis hin zur Ernte – Afrika meine Nation, ein Teil meiner Heimat, meine Wurzeln, meine Identität. Licht aus.
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