Verband Afrodeutscher Gründer e.V.

Aus 💚 zum Gründen

Wir sind Pioniere in der Sichtbarmachung afrodeutscher Gründer:innen. Unsere Vision ist es, Mehrwerte für die nächste Generation afrodeutscher Unternehmer*innen zu schaffen und Geschichten zu erzählen, die sonst oft untergehen.

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Als ich im September 2020 afrodeutschegruender.de als Onlinemagazin launchte, war ich drei Monate zuvor Vater geworden. Die Motivation, Vorbilder für meine Tochter zu schaffen, war die Initialzündung zur Gründung des Verbands Afrodeutscher Gründer e.V. 

Mani Victor

Initiator & Gründungsvorstand

Magazin

Bist du bereit, die Welt zu verändern? Dann hol dir Inspiration von unseren afrodeutschen Gründer*innen! Lies ihre Storys, entdecke ihre innovativen Ideen und finde wertvolle Tipps für deinen eigenen Weg.

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Marken

Vielfalt fördern, Chancen schaffen: Unsere Marken sind die treibende Kraft hinter dem afrodeutschen Gründergeist. Wir rocken mit innovativen Projekten und ebnen so den Weg für eine vielfältigere Zukunft.

Unsere Marken

Engagement

Wir engagieren uns in vielfältigen Organisationen und Netzwerken, um unsere Interessen zu vertreten und uns mit anderen auszutauschen. So gestalten wir aktiv die Zukunft der Gesellschaft mit.

Mitgliedschaften

„Tolle Initiative. Ich bin sehr begeistert. Viel Erfolg wünsche ich euch.“


Yolander James

Unternehmerin

„Tolle Arbeit, weiter so👏🏾👏🏾👏🏾 Ich würde mich über ein Interview von euch freuen🙌❣️“


Maaza Menghistab-Langhammer

Kochbuch Autorin

von Mani Victor 30 Apr., 2021
Hallo Lorena, Palast der Löwin - eine ziemlich coole Sache. Wie kam es dazu? Also es ist schon eine längere Idee von mir. Ich hab Sozialwissenschaften, Internationale Beziehungen und Politikwissenschaften studiert, aber recht früh im Studium gemerkt, dass meine künstlerischen Ambitionen auch Raum brauchen. So habe ich eine Videoproduktionsfirma gegründet. Da ist mir aufgefallen, dass man immer sehr viele Menschen braucht, die man animieren muss bspw. einen Sound Engineer, eine Kamerafrau usw. Und weil das immer so viele Menschen sind, dacht ich mir, ist es am einfachsten, einen Raum zu haben, wo man alle zusammenbringt. Nach meinem Studium - im Jahr 2011 - habe ich mich dann darauf vorbereitet nach Kap Verde auszuwandern - meiner Heimat mütterlicherseits. Währenddessen habe ich die Idee eines Creative Space immer weiterentwickelt um sie in Kap Verde zu realisieren. 2016 bin ich dann schlussendlich nach Simbabwe ausgewandert und von Simbabwe nach Kap Verde. Als ich dann doch zurück nach Deutschland bin, hab ich 2018 im dritten Anlauf diesen Creative Space in meiner Heimatstadt Bonn gegründet. In Deutschland ist es auch so, dass die staatlichen Förderungen unheimlich unterstützen können und auch die Strukturen andere sind. Stichwort Staatliche Förderung. Kannst du vielleicht kurz erläutern, wie sich der Prozess diesbezüglich dargestellt hat? Kurz nach meinem Studium hatte ich mich aktiv in Afrikanische Diaspora Netzwerke eingebracht. Da habe ich Seminare in Portugal und Spanien besucht und unter anderem Abraham Nida - den Mitgründer von Migrafrica - kennengelernt. Und nachdem ich viele Jahre gereist und dann zurückgekommen bin, hat er gesagt "Okay, dann helfe ich dir jetzt und zeige dir den Weg, wie man eine Organisation in Deutschland aufbaut." Da er bereits eine Organisation aufgebaut hat, die 27 Mitarbeiter hat, kennt er alle Stolpersteine. Letztlich haben sie mich in allen Schritten begleitet - von der Vereinsgründung bis zur Förderung für Migrantenselbstorganisationen. So konnten sie mich strategisch an alle Startförderungen anbinden. Verstehe. Wann ist der Palast offiziell an den Start gegangen und wie hat sich die Raumsuche dargestellt? Im Herbst 2018 habe ich den Verein gegründet. Ich hab dann ungefähr ein halbes Jahr Förderungen geschrieben und bin die ganzen bürokratischen Pflichten nachgegangen wie Konto eröffnen, beim Finanzamt Gemeinnützigkeit anfragen - man braucht da ganz viele Dokumente. Dann hab ich die erste Förderung bekommen, eine Anschubförderung. Wir haben dann erstmal etwas Geld gehabt aber noch viel zu wenig für eine Raummietung. Dann hab ich noch eine weitere Förderung erhalten - für ein Afro Dance Kurs in Zusammenarbeit mit einer Freundin. Es hat schlussendlich über ein Jahr gedauert, bis ich dann endlich den Raum gefunden habe, der sehr zentral in Bonn und bezahlbar ist. Letztes Jahr im Februar habe ich den Raum bekommen und hab es dann zusammen mit den Frauen, die bereits aktiv im Verein waren renoviert. Wie hat Corona eure Arbeit beeinflusst? In Zeiten, in denen wir sowieso schon in der kompletten Digitalisierung sind und auch ohne Corona nicht mehr so viel zusammenkommen und treffen, wollte ich einen Raum schaffen, wo wir wieder zusammenkommen und uns treffen. Und auch in unserer afrikanischen Identität - kulturellen Identität - ist die Gemeinschaft ein wichtiger Bestandteil unseres Seins. Und das wollte ich hier im Palast der Löwin aufleben lassen und durch Corona ist das natürlich erstmal am Pausieren - da brauchen wir noch - aber gleichzeitig sind wir auch alle Mütter. Das heißt, wir können sowieso nicht so schnell arbeiten, daher entlastet es uns auch, dass wir genügend Zeit haben, den Raum hier aufzubauen. Wie kommt der Palast denn bei den Bonnern an? Oder anders formuliert, wie sind die Rückmeldungen bis dato. Also es gibt zwei Gruppen, würde ich sagen. Die einen, die schon kreativ denken und künstlerisch und innovativ sind. Die sagen ja wir haben das gebraucht, diesen Raum, einen kreativen Raum. Und die anderen - wir sind ja nicht wie in Berlin, wo es unglaublich viele Räume schon gibt, wo so viele Galerien, Künstler sind. Bonn ist eine sehr konservative Stadt. Hier können nur die Reichen und Geld-Machenden, sich Räume leisten und so innovativ ist die Region hier halt nicht. Die, die schauen sich das an und finden es spannend. Sie sehen, das Design ist gut, aber die stehen dann noch mit Fragezeichen. Ja, das sind die beiden Gruppen, die es so sehen. Aber generell glaube ich, sind alle sehr interessiert. Welche Mission verfolgt ihr mit dem Palast? Die Mission ist, Künstlerinnen, Kreative und Unternehmerinnen ein Raum zu geben, ihr Potenzial zu entfalten, ihre Ideen aufzuschreiben, mit Gleichgesinnten zu besprechen, weiter zu entwickeln, gemeinsam zu gründen und so auch gemeinsam zu wachsen. Sowohl für den Palast als auch für mich sind drei Werte sehr wichtig: Inspiration, Kreativität und Exzellenz und das sind Werte, die ich besonders in Afrika auf meinen Reisen gesammelt habe. Das man sich gegenseitig inspiriert, Komplimente gibt, lobt und die Großartigkeit der anderen Menschen sieht. Und diesem Raum möchte ich hier schaffen. Gleichzeitig aber damit Resistenz ausübe gegen den üblichen deutschen Raum, der halt glaubt, dass Kritik ein hoher Wert ist, somit aber viele Träume und Potenzial im Keim erstickt werden in dieser Gesellschaft, obwohl Potenzial vorhanden ist. Manchmal reicht ein kleiner negativer Input das man fällt. Und in dieser Gemeinschaft hier im Palast der Löwin wollen wir uns gegenseitig in unserem Weg begleiten, stärken und immer wieder die Großartigkeit der anderen und der Afrodeutschen Gemeinschaft sehen. Würdest du dich selber als Afrodeutsch identifizieren? Für mich persönlich ist das der richtige Begriff, aber ich weiß, dass manche Schwestern und Brüder, sich nicht so benennen und sich nicht wohl damit fühlen. Ich bin kapverdisch-deutsch. Ich habe in verschiedenen Länder in Afrika gelebt und wenn ich hier in Deutschland bin, dann ist mein Gefühl zu anderen Afrikaner/innen sehr stark. Dennoch fühle ich mich hundertprozentig kap-verdisch und auch hundertprozentig deutsch. Dieses halb, halb ist etwas, womit ich mich nicht identifiziere. Wie schätzt du die Relevanz der nächsten Generation frühestmöglich Business-Know-How mit auf dem Weg zu geben? Unternehmerische Kenntnisse an die nächste Generation so früh wie möglich weitergeben, finde ich unglaublich wichtig. R eiche Menschen denken anders als arme Menschen. Und wir müssen unseren Kindern installieren reich und in Potenziale zu denken. Ich möchte jungen Mädchen so früh wie möglich mitgeben, dass sie schon mit 16 ihre Businesses aufbauen und trotzdem einen ganz normalen Beruf erlernen können. Die jungen Millionäre das sind ja meistens auch irgendwelche Informatik Kinder, die schon mit 15, 16 Sachen aufbauen können, das hat ja nichts mehr mit dem Alter zu tun. Da können wir ganz viel überspringen und das müssen wir in den nächsten Generationen installieren. Vielen Dank für deine Zeit.
von Mani Victor 15 März, 2021
Hallo Nelson, magst du uns kurz erläutern wer du bist und was du machst? Also ich bin der Nelson Agho, ich bin 28 Jahre alt und komme aus der Nähe von Heidelberg. Ich arbeite im öffentlichen Dienst, kam so auch zu dem Beruf Freier Redner. Ursprünglich habe ich mal als 18-Jähriger eine Ausbildung absolviert im Rathaus - faul gewesen, nicht gewusst was ich machen soll. I rgendwann hat der Standesamtsleiter gekündigt - dann hieß es wer könnte das machen - die größte Klappe hatte ich damals und da hab ich gesagt ich mach das. Ich glaube, mein Alter damals war extrem, vielleicht auch zu jung, aber natürlich auch mein optisches Erscheinungsbild, an das man nicht gerade denkt wenn man an Freie Hochzeitsredner denkt. So hat sich das immer mehr herumgesprochen, mit immer mehr privater Anfragen. Ich hab dann aber das Amt gewechselt bzw. bin weg vom Standesamt weil ich nochmal zur Schule bin für den gehobenen Dienst. Und quasi in meiner letzten standesamtlichen Trauung war eine Hochzeitsplanerin, einer der größten Hochzeitslocations hier in der Gegend, anwesend. Im Anschluss hat sie mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte mit Ihnen zusammenzuarbeiten. So hat das ganze seinen Lauf genommen. Okay, Öffentlicher Dienst. Was hast du konkret in der Ausbildung gemacht? Ich hab eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolviert, ganz normal im Rathaus. War dann ausgelernt gehabt, war dann Leiter vom IT-Bereich und dann eben nach ein paar Jahren vom Standesamt. Da wir eine kleine Verwaltung waren habe ich alles ein bisschen mitgemacht, war noch stark im Finanzbereich tätig, wo ich heute auch noch immer tätig bin. Und über das Standesamt den Weg dann zum Freien Redner gemacht. Sehr interessante Bio. Welchen Background hast du, wenn ich fragen darf? Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater ist aus Nigeria. Ich bin im kleinen Ort hier aufgewachsen, s o hat das natürlich noch eine größere Verwunderung ausgelöst, was der Nelson macht. Dies zieht sich bis heute noch ein bisschen durch. Heute sitzen manchmal 150 Leute vor mir. Das macht mich natürlich schon wahnsinnig stolz, wenn Leute da sitzen und sagen klasse was er macht. Wie kann man sich deinen Arbeitsalltag vorstellen? Finden die Trauungen fest an einer Location statt? Über die Location bin ich reingekommen, die vermittelt mich auch. Ich habe auch mit vielen Locations Kooperationen hier bei uns in der Gegend. Auch der ein oder andere Musiker fragt mich an oder umgekehrt, Kooperationen machen, Werbung füreinander, spricht sich natürlich rum. Mundpropaganda, sehr viel Mundpropaganda. Ja, wie mein Tag aussieht . Ich bin immer noch im Finanzbereich tätig und m ach SAP Anwendungsberatung für den öffentlichen Dienst. H alte ebenso Schulungen für die Stadtverwaltungen und Gemeindeverwaltungen hier in der Gegend in Baden-Württemberg. So sieht mein Alltag, also Montag bis Freitag aus. Am Wochenende sind dann meistens die Hochzeiten, Freitag oder Samstag, manchmal auch Sonntag. Meine Hauptlocation ist so frequentiert das auch manchmal Mittwochabends eine stattfindet. Ich ziehe mich dann im Geschäft oder zuhause im Homeoffice um und dann geht's auf die Hochzeit. Nach der Arbeit abends mache ich meis tens die Traugespräche. Normalerweise treffe ich mich mit den Leuten in Cafés. Die Paare kommen von überall her, manchmal auch von der Schweiz. Manchmal halt ich die Traugespräche auch per Videotelefonie ab, derzeit sicherlich nur per Videotelefonie und am Wochenende sind die Hochzeiten klar. Wie hat sich die Situation bzw. die Branche seit letztem Jahr verändert? Letztes Jahr war schon ein starker Einbruch. Vor allem während des ersten Lock Downs wars schon so, dass alle Hochzeiten auch ausgefallen sind. A b Juni gab es dann Lockerungen - sprich begrenzte Veranstaltungen und begrenzte Anzahl der Teilnehmer bzw. Gäste. Die Locations haben Hygiene Konzepte entwickelt, wobei ich sagen muss seit Herbst ist der Trend sicherlich wieder sinkend. Natürlich ist es ein absolutes Saisongeschäft. Die wenigsten heiraten im Dezember, Januar, Februar, da will fast keiner heiraten. D urch die Situation, da viele im Sommer und im Frühling abgesagt haben, wurden ebenso viele in den Herbst Dezember verschoben. Und die haben natürlich gedacht sie sind fein raus. Aber es sieht nicht danach aus. Ist es für dich vorstellbar die Tätigkeit als Freier Redner eines Tages hauptberuflich auszuüben? Die Gedanken sind schon da. Aber die Frage ist: Ich habe jetzt keinen Druck. Ich bin Alleinanbieter sag ich jetzt mal und die meisten heiraten dann doch am Wochenende. Was bedeuten würde das ich an einem Tag mehrere Trauungen machen müsste - ein ganz anderer Druck. Ich bin ein junger Kerl, meine Kollegen sind meistens älter und auch andere Typen. Ich geh meistens in die Gespräche und präsentiere den Nelson. Und wenn am Ende des Tages jemand sagt der Nelson ist ein Vollidiot - dann denke ich mir okay, dann halt nicht. Aber die Lockerheit hat man in der Regel nicht, wenn man davon abhängig ist. Und die will ich schon beibehalten. Ich hab eine Frau, ich hab eine kleine Tochter, da ist natürlich das Wochenende sowieso eigentlich heilig, wo ich noch nicht den Mehrwert sehe, von Freitag bis Sonntag nur auf Hochzeiten zu sitzen - w as ich machen müsste, wenn ich natürlich davon leben möchte. So kann ich mir das schön einteilen. Und den Spaß will ich mir noch beibehalten. Ich glaube Arbeit und Spaß ist ein schmaler Grat, jetzt habe ich noch Spaß dabei. Aber wenn man davon abhängig ist, ist es einfach die Arbeit. Vielen Dank für deine Zeit.
von Mani Victor 23 Dez., 2020
Hallo Kobi. Magst du uns einmal deinen Werdegang in die Musikindustrie schildern? Erstmal danke dafür, dass ihr euch entschieden habt diesen Schritt zu wagen und auch in diese Nische zu gehen und was zu gründen. Zu meiner Person, mein Künstlername ist Kobi Rock. Mein gebürtiger Name ist Michael. Der Name Kobi kommt von meinem Zweitnamen Kwabena. (Bedeutung: "am Dienstag geboren" Anm. d. Red.) Ich bin vor etwa 10 Jahren zur Musik gekommen und habe für diverse deutsche Künstler als Songwriter bzw. Ghostwriter gearbeitet. Anfangs wurde mir gesagt, dass es für einen Schwarzen Künstler nicht wirklich einen Markt gibt. Sie sagten, ich hätte aber ganz gute Songs und sollte mir Gedanken machen - ob nicht die Möglichkeit besteht - meine Songs an weiße Künstler zu geben, damit diese sie verkörpern und ich im Hintergrund die Songs schreibe. Ja ich war jung und unerfahren. Ich hatte den Markt noch nicht verstanden und habe mich da erstmal drauf eingelassen. Parallel dazu habe ich eine Ausbildung zum Kaufmann für audiovisuelle Medien absolviert. Dank einer Kooperation bei zwei Plattenfirmen und einer Management Agentur, hatte ich die Möglichkeit innerhalb der Ausbildung weitere Erfahrungen zu sammeln. So konnte ich den Blick hinter die Kulissen bekommen und verstehen, wie Plattenfirmen bzw. Entertainment-Firmen in Deutschland aufgebaut sind. Während der Ausbildung habe ich bereits darüber nachgedacht, dass sobald ich die Basics gelernt habe - ich mich selbstständig machen möchte und darauf konzentriere Schwarze Künstler aufzubauen, zu produzieren und auf dem Markt zu platzieren. Sodass meine Kinder, falls sie mal Musik machen möchten, nie wieder hören, dass es keinen Markt für Schwarze Künstler gibt. Im Jahr 2017 habe ich meine eigene Plattenfirma "Grownchild Entertainment" gegründet, anfangs als UG - mittlerweile sind wir eine GmbH. Parallel hierzu habe ich ein Tonstudio, auf der Reeperbahn angemietet. Ich hatte das Glück, dass ich zuvor selbstständig als Freelancer bzw. eigenständiger Manager gearbeitet und diverse Künstler entdeckt habe, die jetzt ziemlich erfolgreich sind. Hierfür erhielt ich Provisionen, da ich sie an größere Firmen vermittelt habe. Diese Gelder habe ich gespart und letztendlich in meine eigene Firma investiert. So konnte ich meine Firma, mein Studio und alles drum herum finanzieren. Ich glaube sehr viele junge Künstler, können sich sehr daran orientieren bzw. für die wäre der Werdegang, den du beschrieben hast, sicherlich der Idealfall. Ich muss ehrlicherweise zugeben, das erste Mal habe ich von dir bzw. der Grownchild Crew vor knapp 10 Jahren gehört. Da wart ihr noch kein Label, oder? Ich danke dir erstmal an dieser Stelle. Wenn du Songs von mir aus dieser Zeit kennst, dann bist du auf jeden Fall ein Day One. Ich bin immer verwundert, weil es hier und da wirklich auch Leute gibt, die geile Sachen machen und plötzlich dann so raushauen - hey ich habe deine Musik schon damals gehört - wie krass ist das? Denn damals war es einfach nur ein Kinderzimmergedanke von uns. Wir haben das immer nur so rausgehauen Grownchild, aber wir wussten nichts über Strukturen. Wir haben uns damals im Kinderzimmer von mir zusammengesetzt und haben gesagt: Wir machen jetzt eine Crew. Und ja, ich erinnere mich gerne an diese Zeiten und wie sich das Ganze entwickelt hat. Man vergisst den Prozess manchmal, wenn man den Weg so geht. Weil jetzt erinnerst du mich daran. Die Bilder kommen wieder hoch - damals bei mir im Kinderzimmer, wie man das Mikrofon selbst zusammengebaut hat und all diese Träume hatte. Nein, Grownchild war damals noch kein Label. Wir waren einfach ein paar Kids von der Straße, die gerappt haben. Du hast eine Ausbildung absolviert. Wie hast du dir darüber hinaus Kenntnisse, beispielsweise im betriebswirtschaftlichen bzw. unternehmerischen Bereich angeeignet? Die Basics sicherlich während der Ausbildung. Aber ich bin so ein Nerd, ich zieh mir so viele Interviews und Podcasts rein. Überwiegend schau ich mir wirtschaftliche und technologie-bezogene Sachen an. Ich versuche möglichst viel von anderen Branchen zu lernen. Ich habe mir auch reichlich BWL und VWL Bücher gekauft. Ich interessiere mich auch sehr für Politik und schau mir wirklich alles an. Ich probiere möglichst viel zu lesen – mir war von Anfang an klar, dass ich mich auch selbst in der Hinsicht bilden muss. Ich habe beispielsweise damals eigenständig zur Ausbildung von der Künstlerin Nena lernen dürfen. Nena hat eine Schule hier in Hamburg und sie hat damals für einen Basketballkurs Lehrer gesucht. Ich bin kein besonderer Basketballspieler, dennoch habe ich mich beworben und wollte dafür nicht viel haben. Wichtig für mich war, von einer der erfolgreichsten Künstlerinnen Deutschlands Dinge über die Musikbranche lernen zu dürfen. Und sie hat zugestimmt. So habe ich fast ein Jahr als Basketball-Coach in der Schule gearbeitet und habe mich, zweimal die Woche mit Ihr über die Musikbranche ausgetauscht. Das hat mir übertrieben krass geholfen. Wo ich einfach den Appell auch raushauen kann: Umgibt euch mit Leuten, die erfolgreich in dem Bereich sind, wo ihr rein möchtet. Ich wollte kein Geld, ich wollte einfach nur Wissen - und das habe ich erhalten. Da habe ich eine Menge gelernt. Du merkst dann, dass viele Künstler ein unternehmerisches Denken haben. Ich glaube, dass ist auch die Substanz, um langfristig erfolgreich zu sein - wenn du verstehst das Kunst auch ein wirtschaftlicher Prozess ist. Das habe ich herausgefunden. In dem Song Ghettokid hast du die Line: „Politiker möchten nicht, dass wir erfolgreich werden, Deutschrap hat gezeigt, wie man selbst macht." Magst du uns kurz erläutern was du damit meinst? Ich bin in einem Hamburger Brennpunkt aufgewachsen. Wir hatten nicht wirklich Vorbilder, die beispielsweise im Wirtschafts- oder IT-Bereich waren. Deswegen haben uns Rapper in unserem Tun sehr stark beeinflusst. Künstler wie Sido und das Musiklabel Aggro Berlin z.B. haben uns gezeigt, dass man es mit Rap von ganz unten nach ganz oben schaffen kann. Kurze Frage nochmals zum Namen. Kobi hast du erläutert, aber kannst du kurz auf Rock eingehen? Easy. Ich bin in Bad Oldesloe aufgewachsen. Das ist eine kleine Stadt in Schleswig-Holstein und überwiegend weiß. Ich habe dort Rockmusik gehört. Ich war mit meinen weißen Freunden da und habe Indie-Rock, Punk Rock und all das ganze drumherum gehört. Natürlich nebenbei auch Hip-Hop, aber ich muss ehrlich zugeben, ich war ein richtiger Rock Fan. Als wir nach Hamburg kamen, direkt in den sozialen Brennpunkt, fanden die Leute das richtig komisch, dass ich ab und an auch mal Linkin Park angemacht habe. Und da dachte ich mir, ich werde das nicht leugnen. Ich werde auf jeden Fall das „Rock“ in meinen Namen rein hauen, weil das auch ein Teil von mir ist. Ich habe mir gedacht, wenn ich irgendwann mal ein Interview führe, werde ich erläutern, dass ich auch mal Rockmusik gehört habe und das jetzt mit Hip-Hop verbinde. Und jetzt sind wir an so einem Punkt. Das ist der Aspekt dahinter - stehe zu dem was du bist und versteck das nicht. Ja, ich höre verschiedene Musikstile und kann allen etwas abgewinnen. Jetzt ist es normal mit den Playlisten. Aber ich habe schon früher CDs aus allen Bereichen gehabt, mir selbst Playlisten zusammengestellt oder bei MTV den Kassettenrekorder laufen lassen. Ich habe mich viel von Rockmusik inspirieren lassen, weil ich nicht eingesehen habe, dass es nur ein weißes Ding sein soll. Vor allem wenn man sich die Rock 'n' Roll Geschichte genauer anschaut, wird man sehen, dass die großen Rock Künstler von schwarzen Künstlern inspiriert wurden. Also ist es gar nicht so ein "White Ding" und darauf wollte ich auch aufmerksam machen. Vielen Dank für deine Zeit.
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Verband Afrodeutscher Gründer e.V. unterzeichnet die Charta der Vielfalt


Seit dem 3. März 2023 ist der Verband Afrodeutscher Gründer e.V. Unterzeichner der Charta der Vielfalt. Damit unterstreicht der Verband sein Engagement für Vielfalt und Inklusion in der deutschen Wirtschaft.

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